Norbert Tadeusz

Norbert Tadeusz

* 19.02.1940 in Dortmund
† 11.07.2011 in Düsseldorf
Erstellt von Redaktion Trauerportal
Angelegt am 07.12.2012
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Norbert Tadeusz, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Maler der gequälten Welt

07.12.2012 um 13:01 Uhr von Redaktion

 

Norbert Tadeusz ist tot. Er starb im Alter von 71 Jahren in seinem Düsseldorfer Atelier. Mit ihm hat unser Land einen seiner wichtigsten gegenständlichen Künstler und die Stadt Dortmund ihren bedeutendsten Maler verloren.

 

Ruhr Nachrichten

 

Schon zur Eröffnung einer Ausstellung in der Katholischen Akademie Schwerte im März diesen Jahres hatte Tadeusz nicht mehr kommen können. Seine schwere Krebserkrankung hatte es verhindert. In der Rückschau erscheint es seltsam tröstlich, wie stark sich Tadeusz in den dort gezeigten Bildern mit dem Glauben beschäftigte.

Eines zeigte einen Christus, der sich den Körper aufreißt, so dass eine leuchtende Gloriole sichtbar wird.
Wer Norbert Tadeusz in den Jahren zuvor kennenlernte, bekam es mit einem körperlich eher kleinen Künstler zu tun, der ein ganz großes Temperament hatte, kein Blatt vor den Mund nahm, der in einer Zeit, die immer mehr angepasste Anzugtypen hervorbringt, auch mal eine violette Samtjacke trug und ein wohltuend widerborstiger Denker war.

'Mich erstaunt die Welt'

„Mich erstaunt die Welt“, sagte er einmal in einem Interview mit unserer Zeitung. „Ich bin immer überrascht von dieser Welt, mehr als von jener, die ich jeden Tag sehen soll, diese virtuelle Fernseh- und Computerwelt. Mir reicht der Spiegel als virtuelle Welt.“

Und doch waren seine Werke keine Spiegel-, sondern viel eher Röntgenbilder unserer Zeit. In klaren, knalligen, plakativen Farben zeigte Tadeusz den Menschen als verzerrte, gequälte, geschundene, manchmal wie Francis Bacon sogar als zerfleischte Kreatur. Der Turner an den Ringen kurz vor dem Absturz – tatsächlich hing dieses Sportgerät auch in seinem Atelier – wurde zum Gleichnis für den Menschen im Überlebenskampf.

Virtuose Malweise

Typisch für die virtuose Malweise des Norbert Tadeusz waren Schwindel erregende Perspektiven von oben – auch bei Aktbildern, die damit durchaus provozierten. Später waren es lange Schatten von Menschen und Dingen, die ein unheimliches Eigenleben zu entfalten schienen.

Tadeusz, der am 19. Februar 1940 in Dortmund geboren worden war, hatte 1960 bis 1961 an der Werkkunstschule Dortmund bei Gustav Deppe studiert und lehrte erst als Dozent, dann als Professor von 1973 bis 1988 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, Abteilung Münster. Später unterrichtete er an den Hochschulen der Künste in Berlin und Braunschweig.

Pavillon auf der Kunstinsel Hombroich

Auf der Kunstinsel Hombroich ist dem Künstler seit 1992 ein gewaltiger Pavillon gewidmet. Unvergessliche Ausstellungen präsentierte Tadeusz im Ruhrgebiet, etwa im Jahr 2000 unter dem Titel „Existenz und Passion“ im Dortmunder Museum am Ostwall und 2008 im Kunstmuseum Bochum.

Der „Rote Fries“ anno 2008 im Dortmunder Pumpwerk Evinger Bach trieb dem Betrachter Schauder über den Rücken. Es waren sechs wuchtige Bilder stürzender Pferde aus dem berühmten Rennen „Palio di Siena“ (Tadeusz verbrachte stets einen Teil des Jahres in der Toskana) und außerdem Szenen aus den Tötungskammern eines Schlachthofes. Nicht nur in diesen Bildern schien es, als habe Tadeusz der sichtbaren Wirklichkeit die Haut abgezogen.

Von Bettina Jäger